Welches Objektiv für die Reise?
Du willst auf Reisen gehen und die Eindrücke natürlich auch mit dem Fotoapparat festhalten. Mittlerweile sind digitale Spiegelreflexkameras erschwinglich geworden und auch die preiswerten Modelle liefern eine sehr gute Bildqualität. Das gilt auch für die im Trend liegenden spiegellosen Systemkameras. So ist es kein Wunder, dass immer mehr Urlauber die kleine „Digitalknipse“ zu Hause lassen und statt dessen mit hochwertigen Kameras auf Reisen gehen.
Doch gerade auf Reisen stellt sich die Frage, welche Objektive sollen mit? Reicht ein Objektiv oder soll ich doch lieber mehrere Objektive für jede erdenkliche Situation mitnehmen? Auf der einen Seite soll die Fototasche nicht zu schwer sein, andererseits willst Du ja all die schönen Motive mit dem jeweils passenden Objektiv auch ansprechend fotografieren.
Wohin soll die Reise gehen?
Grundsätzlich gibt es nicht das eine perfekte Reiseobjektiv, das leicht ist und zu jeder Situation passt. Ein Hauptkriterium für die richtige Wahl ist das Reiseziel. Ist ein Städtetrip geplant oder soll es auf Safari gehen, planst Du einen Wochenendausflug mit der Familie ans Meer oder willst Du auf eine mehrwöchige Weltreise gehen? Von dem Reiseziel hängen mögliche Motive, aber auch die Bedingungen der Umgebung ab. Hinzu kommen die Interessen, die Du als Fotograf hast: magst Du Streetfotografie, Architektur oder Blumen in Nahaufnahme?
Weißt Du also, wohin die Reise geht, fällt die Auswahl des oder der richtigen Objektive viel leichter.
Gibt es Beschränkungen beim Gepäck?
Durch das Reiseziel ergeben sich oftmals auch Beschränkungen beim Gepäck. Bei Flugreisen zählt jedes Kilogramm und so ist ein schweres, lichtstarkes Zoomobjektiv vielleicht nicht nur unpraktisch, sondern auch einfach zu schwer. Hinzu kommt, dass solche Objektive schon mal mehrere tausend Euro kosten können. Bei einer Reise in manche Regionen der Erde fühlt man sich damit vielleicht nicht ganz so wohl. Weitere Einschränkungen gibt es beim Gepäck zum Beispiel bei Reisen mit dem Fahrrad, auf Kanu- oder Bergtouren.
Überlege Dir als genau, wie viel Gepäck Du mitnehmen möchtest.
Welche Motive?
Mit dem Reiseziel ergeben sich auch die möglichen Motive. Auf einer Safari werden Tiere in einiger Entfernung wahrscheinlich ein Hauptmotiv sein, auf Städtereisen wirst Du vermutlich eher Sehenswürdigkeiten und Gebäude fotografieren und auf Reise in einen Nationalpark eher imposante Landschaften, aber auch Motive in der Nahperspektive in den Fokus nehmen. Die Motive hängen aber auch im Wesentlichen von Deinen fotografischen Vorlieben ab.
Kameraarten
Wenn Du auf Reisen gehst, wirst Du vermutlich auf eine vorhandene Kamera zurück greifen. Nur bei ganz besonderen Reisen – wie eine Weltreise – lohnt sich eventuell der Neukauf einer Kamera.
Als digitale Kamera kommen im Prinzip drei Arten in Frage. Die einfachste Variante sind die Kompaktkameras. Das sind Kameras, die ein fest verbautes Objektiv und einen relativ kleinen Kamerasensor haben. Das Objektiv hat meistens einen relativ großen Zoombereich. Bedingt durch die Bauart und die Komponenten sind diese Kameras relativ klein und leicht. Eigentlich ideal für Reisen, wenn da nicht die Bildqualität und die Haptik wären. Ausnahmen bilden da, die sogenannten „Edel-Kompakten“, die einen größeren Sensor und ein hochwertiges Objektiv haben. Dafür kosten diese dann allerdings auch fast so viel wie eine Spiegelreflexkamera.
Soll es ambitionierter und flexibler werden, kommen die digitalen Spiegelreflexkameras und die spiegellosen Systemkameras in Spiel. Bei beiden Varianten sind die Sensoren deutlich größer als bei einer Kompaktkamera. Der wesentliche Vorteil besteht darin, dass die Objektive gewechselt werden können. Die Bildqualität wird neben dem Können des Fotografen, durch den Sensor und durch die Qualität des Objektives bestimmt.
Vollformat oder Cropsensor?
Einen regelrechten „Glaubenskrieg“ gibt es bei der Frage: Vollformat‑ oder Crop-Sensor? Die Bezeichnung gibt an, wie groß der Sensor der Kamera im Verhältnis zum Format eines Kleinbild-Films ist. In analogen Zeiten betrug das Format dieses Kleinbild-Films 36x24mm. Ist der Kamerasensor auch so groß, spricht man vom Vollformat. In den ersten digitalen Spiegelreflex-Kameras waren aber die Sensoren zunächst erst einmal nur etwa halb so groß.
Diese kleinere Größe des Sensors führt zu einer virtuellen Verlängerung der Brennweite der Objektive um den Faktor 1,5 (bei Nikon DX) bzw. 1,6 (bei Canon) – auch Cropfaktor genannt. So wird aus einem 200mm Objektiv ein 300mm Objektiv. Das freut den Tierfotografen. Nachteilig ist es im Weitwinkelbereich. So wird aus einem 24 mm Objektiv ein 36 mm Objektiv. Doch es gibt natürlich Objektive speziell für diese Sensorgröße.
Welche Größe des Sensors ist nun für die Reise besser?
Vollformatkameras haben vor allem im Weitwinkelbereich Vorteile.
Professionelle Landschaftsfotografen setzen daher auf Vollformat. Kameras mit Cropsensor sind oft kleiner und handlicher. Vollformartkameras stellen höhere Ansprüche an die Objektive, weshalb diese oft schwerer sind. Dafür punkten Objektive für Cropkameras beim Gewicht.
Kameras mit Cropfaktor bringen auf Reisen einige Vorteile mit sich. Bist Du jedoch im Besitz einer Vollformatkamera lohnte es sich kaum, extra eine andere Kamera zu kaufen. Wenn Du Wert auf die absolut beste Bildqualität hat die Vollformatkamera ohnehin die Nase vorn.
Objektivarten
Das Reiseziel, die möglichen Motive und die Kamera sind klar – doch welches Objektiv bzw. Objektive sollen es denn nun sein?
Zunächst wird zwischen Festbrennweite und Zoomobjektiv unterschieden. Bei einer Festbrennweite steht wie der Name schon sagt, die Brennweite fest und lässt sich nicht verändern. Beim Zoom dagegen ist die Brennweite variabel. Je nach Motiv kann man die passende Brennweite einstellen. Natürlich ist der Zoombereich eines Objektives begrenzt. Dieser Bereich wird durch die minimale und maximale Brennweite des Objektivs bestimmt.
Die nächste Gliederung wird nach dem Brennweitenbereich des Objektives vorgenommen. Die Brennweite eines Objektivs gibt an, wie viel Millimeter das Linsensystem vom Brennpunkt entfernt ist. Dabei gilt: je kleiner die Brennweite, desto größer ist der Blickwinkel des Objektivs und je größer die Brennweite, umso näher wird das Motiv heran gezoomt. Durch die Veränderung der Brennweite wird der Blickwinkel verändert.
Die Unterteilung erfolgt im Prinzip in 3 Gruppen:
Objektiv | Brennweite | Bildwinkel |
---|---|---|
Weitwinkelobjektiv | < 35 mm | Bildwinkel > 63° |
Normalbrennweite | ca. 50 mm | 40° bis 55° |
Telebrennweiten | >85 mm | Bildwinkel <=28 ° |
Eine genaue Beschreibung der Objektivarten findest Du hier.
Welche Brennweite
Nun fragst Du Dich sicher, wann Du welches Objektiv auf Reisen einsetzen solltest. Wie schon beschrieben, bestimmt das Motiv die Brennweite und damit das Objektiv. Natürlich gibt es in der Fotografie fast keine gestalterischen Grenzen und so kannst Du in der Stadt ein Motiv mit ein Weitwinkel fotografieren und so dieses im Zusammenspiel mit seiner Umgebung abbilden. Gleichzeitig kannst Du die Details des gleichen Motivs mit einem Teleobjektiv herausstellen. Gerade Reisen bieten Dir als Fotograf viele neue Motivideen und es wechseln sich oft Motive für ein Weitwinkel wie z. B. Landschaftsaufnahmen mit Motiven ab, wo Du eine Tele einsetzen kannst. Hier ein paar Beispiele und die dazu gehörigen Brennweiteempfehlungen:
- Weitwinkel: Landschaften, Gebäude (innen und außen), Panorama
- Normal: Straßenszenen, Landschaften, Menschen
- Tele: Tiere, Pflanzen, Details an Gebäuden und Landschaften, Menschen
Eine oder mehrere Objektive?
Wie Du siehst, müsste man nun eigentlich seinen ganzen Objektivpark mitnehmen, um für jede Situation gewappnet zu sein. Doch andererseits möchtest Du sicher auch die Reise genießen und nicht den ganzen Urlaub damit verbringen, die Objektive zu wechseln. Hinzu kommen die persönlichen Motivvorlieben.
Auch die Hersteller haben das Problem erkannt und für solche Herausforderungen sogenannte Superzooms – auch Universalobjektiv oder Reisezoom genannt –entwickelt. Unter den Begriff Reiseobjektiv verkaufen die Hersteller Zoomobjektive, die einen hohen Brennweitenbereich abdecken. Dieser beträgt oft das Zehnfache der Startbrennweite. Für Kameras mit Cropsensor ist das z.B. die Brennweite 18 – 200 mm, bei Vollformatkameras z.b. 28 -300 mm. Den Rekordwert hält derzeit ein Objektiv von Tamron mit einem Brennweitenbereich von 16 – 300 mm.
So musst Du theoretisch kein zweites oder drittes Objektiv mitnehmen und dieses nicht umständlich und zeitraubend wechseln. Allerdings haben diese Objektive auch Nachteile. Technisch bedingt haben sie meistens eine geringere Lichtstärke, verzeichnen im Weitwinkelbereich und haben eine große Naheinstellungsgrenze. Dennoch sind sie für Reisen ein guter Kompromiss, auf den sogar Profis wie Scott Kelby schwören.
Eine andere Variante ist zum Beispiel eine Kombination aus einem Weitwinkel- und einem Teleobjektiv. Die Normalbrennweite wird dabei nicht bedient. Eine besonders kreative Herausforderung ist die Fotografie mit Festbrennweiten.
Erfahrungswerte von Fotografen
Fragst Du andere Fotografen, mit welcher Brennweite sie die meisten Bilder fotografiert haben, wirst Du oft hören: Weitwinkel und Zoom. Auch auf meinen Reisen entstehen in diesen Brennweitenbereich die meisten Bilder.
Fazit
Letztlich gibt es bei der Objektivauswahl kein richtig oder falsch. Überlege Dir vor der Reise, auf welche Motive Du treffen wirst und welche Art von Fotos Du machen möchtest. So lassen sich mögliche Brennweiten bestimmen und die Objektivauswahl fällt deutlich leichter.
Mit einem Reisezoom bist Du durch den großen Brennweitenbereich für viele Gelegenheit gut gerüstet. Zudem spart es Platz, Geld und Gewicht. Dafür musst Du allerdings leichten Einbußen in der Bildqualität hinnehmen.
Willst Du mehrere Objektive mitnehmen, sollte die Auswahl wohl überlegt sein, denn weniger ist oft mehr.
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